Babymilch andicken: „Gib ihm doch was dickeres, dann schläft er länger!“

Es ist eine Szene, die viele junge Eltern kennen: Die Großmutter oder vielleicht auch der eigene Vater beobachtet das unruhige Baby und sagt dann fast schon beiläufig: „Früher haben wir die Babymilch einfach angedickt, dann waren die Kinder satt und haben durchgeschlafen.“ Was als gut gemeinter Tipp daherkommt, ist jedoch alles andere als hilfreich. Der Ratschlag, die Babymilch andicken, ist ein typischer Erziehungsmythos, der von Generation zu Generation weitergegeben wird, aber heutzutage durch wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt ist. In diesem Beitrag räumen wir mit dem Mythos auf und erklären, warum das Babymilch andicken deinem Baby mehr schaden als helfen kann.


Das Wichtigste in Kürze

  • Ältere Generationen raten oft dazu, die Babymilch anzudicken, um das Baby satter und ruhiger zu machen.
  • Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass das Andicken von Babymilch zu Verdauungsproblemen, Überfütterung und einer gestörten Entwicklung führen kann.
  • Clusterfeeding ist ein natürliches Verhalten bei Babys und kein Zeichen für zu wenig Milch.
  • Eltern sollten diesen alten Erziehungstipp kritisch hinterfragen und sich bei Unsicherheit an eine Stillberaterin oder Kinderärzt*in wenden.

Warum geben ältere Generationen diesen Rat?

Früher war die Vorstellung verbreitet, dass Babys mit angedickter Nahrung besser durchschlafen und ruhiger sind. Das Andicken der Babymilch galt als einfacher Trick, um Babys länger satt zu halten und den Magen „zu füllen“. Großeltern und Eltern, die selbst nach dieser Methode erzogen wurden, geben diesen Rat oft weiter, weil er in ihrer Zeit als wirksam galt.

Doch wie so viele Erziehungstipps aus früheren Generationen basiert auch dieser Mythos auf überholten Annahmen. In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Verständnis über die kindliche Entwicklung und das Stillen stark weiterentwickelt. Heute wissen wir, dass das Andicken von Babymilch oft mehr schadet als nützt.


Babymilch andicken – Risiken

Verdauungsprobleme und Überfütterung

Wenn die Babymilch angedickt wird, verändert sich ihre Konsistenz. Der Magen-Darm-Trakt von Neugeborenen ist jedoch noch auf flüssige Nahrung eingestellt, was bedeutet, dass dickere Milch schwerer verdaut wird. Dies kann zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie Blähungen und Verstopfung führen.

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass das Baby durch die dickere Milch länger satt bleibt, als es sollte. Auf den ersten Blick scheint das positiv, doch in Wirklichkeit führt dies zu einer Überfütterung. Babys sollten lernen, auf ihr Hungergefühl zu hören und so viel zu trinken, wie sie brauchen. Angedickte Nahrung stört diesen natürlichen Rhythmus, was langfristig sogar zu Übergewicht führen kann.

RisikoBeschreibung
BlähungenVerdickte Nahrung belastet das empfindliche Verdauungssystem
VerstopfungDickere Nahrung wird langsamer verdaut und führt zu Problemen
ÜberfütterungDer Sättigungsmechanismus des Babys wird gestört, was zu Überfütterung führen kann

Clusterfeeding: Kein Grund zur Panik

Viele Großeltern sehen häufiges Stillen, auch bekannt als Clusterfeeding, als Zeichen dafür, dass das Baby nicht satt wird. Sie raten dann schnell dazu, die Babymilch anzudicken, um das Baby „ruhiger“ zu bekommen. Doch Clusterfeeding ist ein völlig normales Verhalten bei Babys – insbesondere in den ersten Lebenswochen und während Wachstumsschüben.

In Wirklichkeit reguliert das Baby durch häufiges Trinken die Milchproduktion der Mutter. Der Körper der Mutter passt sich an den steigenden Bedarf des Kindes an. Clusterfeeding ist also nicht etwa ein Zeichen von zu wenig Milch, sondern ein natürlicher Vorgang, der dazu dient, die Milchproduktion anzuregen und die Bindung zwischen Mutter und Kind zu stärken.


Was du statt Babymilch andicken tun kannst

Wenn du von älteren Generationen den Ratschlag bekommst, einfach mal die Babymilch andicken, ist es wichtig, kritisch zu bleiben und sich auf moderne, wissenschaftlich fundierte Methoden zu verlassen. Statt auf das Andicken zu setzen, gibt es viele Alternativen, die deinem Baby besser helfen können:

  • Stillhäufigkeit erhöhen: Häufigeres Anlegen oder kleinere, regelmäßige Fläschchen können deinem Baby helfen, satt zu werden, ohne den Verdauungstrakt zu überlasten.
  • Stillpositionen wechseln: Manchmal reicht es schon, die Stillposition zu ändern, um sicherzustellen, dass das Baby effizient trinkt. Hier kann eine Stillberaterin wertvolle Unterstützung bieten.
  • Stillberatung: Wenn du unsicher bist, ob dein Baby genug Milch bekommt, wende dich an eine professionelle Stillberaterin oder Hebamme. Diese kann dir Tipps geben, wie du die Milchproduktion auf natürliche Weise steigern kannst. Mehr Informationen findest du bei der La Leche Liga.

Fazit: Ein alter Mythos, der mehr schadet als nützt

Der Ratschlag, die Babymilch andicken, mag aus einer früheren Generation stammen, doch er ist alles andere als zeitgemäß. Wissenschaftlich ist inzwischen klar, dass das Andicken mehr schadet als nützt. Es kann zu Verdauungsproblemen, Überfütterung und einer gestörten Entwicklung führen. Junge Eltern sollten sich nicht von alten Erziehungstipps verunsichern lassen und stattdessen auf moderne Erkenntnisse vertrauen.

Clusterfeeding ist kein Grund zur Panik, sondern ein natürlicher Teil der Babyentwicklung. Wenn du unsicher bist, ob dein Baby genug bekommt, ist es ratsam, eine Stillberaterin oder einen Kinderarzt zu Rate zu ziehen – sie können dir die Unterstützung bieten, die du brauchst, um deinem Baby die beste Ernährung zu ermöglichen, ganz ohne dickere Babymilch.


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